Solar-Wind-Hybridkraftwerke – Zubau ohne Netzausbau

Solar-Wind-Hybridkraftwerke sind systemdienlich und eröffnen ohne weiteren Netzausbau Neubaupotenzial im Gigawattmaßstab. Bislang werden Wind und Photovoltaik im deutschen EEG ebenso wie in vielen anderen Fördersystemen immer separat gedacht und gefördert. Verbindet man also Solar und Wind, dann könnten im Bestand viele Gigawatt der jeweils anderen Erzeugungsart neben bestehende Wind- oder Solarkraftwerke gebaut und an der bestehenden Netzinfrastruktur eingebunden werden. Netzausbaukosten in diesem Fall: Null Euro.
Warum ist das so?

Solar-Wind-Hybridkraftwerke sind systemdienlich und eröffnen ohne weiteren Netzausbau Neubaupotenzial im Gigawattmaßstab.

Stellen Sie heute eine Netzanfrage für eine größere Solarstromanlage, dann berechnen die zuständigen Netzbetreiber für Sie in mehr oder minder komplexen internen Verfahren einen Anschlusspunkt. Ist dieser weiter entfernt, entstehen regelmäßig Diskussionen oder Streit um mögliche Alternativen oder um den Status des Netzausbaus. Nun machen Sie sich einmal den Spaß und fragen Sie nach, ob Ihre Anlage auf den Netzverknüpfungspunkt der Windkraftanlage „um die Ecke“ aufgeschaltet werden kann. Wenn Sie dann Schweigen, ein „geht nicht“ oder ein „was soll das“ hören, dann wissen Sie, dass es so nicht weitergeht mit dem EEG und der unsinnigen Trennung von sehr komplementären Erzeugungsarten.

Bislang werden Wind und Photovoltaik im deutschen EEG ebenso wie in vielen anderen Fördersystemen immer separat gedacht und gefördert.
Das lässt sich aus der Historie erklären, waren doch Kosten und Anwendung in der EU lange Zeit sehr weit voneinander entfernt. Auch viele der Marktakteure machen bis heute entweder Wind oder Solar, nur wenige beides.

Bereits 2013 legten das RLI Reiner Lemoine Institut und Solarpraxis Engineering eine Masterarbeit vor, welche die Vorteile und technische Machbarkeit von Solar-Wind-Hybriden (also beide Anlagen mit einer intelligenten Steuerung an einem Netzverknüpfungspunkt angeschlossen) vor.
Seitdem gibt es in der EU mehr Anlagen bei denen ähnliche Konzepte erfolgreich angewendet werden, sind doch beide Erzeugungsarten in ihren Erzeugungsprofilen sehr komplementär. Hinzu kommt, dass die bereit gestellte maximale Netzaufnahmekapazität wesentlich besser genutzt wird.

Verbindet man also Solar und Wind, dann könnten im Bestand viele Gigawatt der jeweils anderen Erzeugungsart neben bestehende Wind- oder Solarkraftwerke gebaut und an der bestehenden Netzinfrastruktur eingebunden werden. Netzausbaukosten in diesem Fall: Null Euro.

Warum ist das so?
Einer der Gründe ist die noch immer verbreitete Denke von „Volllaststunden“, die bekanntlich aus dem klassischen Kraftwerksbetrieb und der Zeit kommt, wo diese Kraftwerke viele tausend Stunden im Jahr mit ihrer Nennlast betrieben wurden. Also brauchten die Kraftwerke auch alle einen Netzanschluss, der entsprechend ihrer Leistung nur für sie dimensioniert wurde.

Solarkraftwerke erzeugen aber mit 5.100 Stunden im Jahr weniger als 1% ihrer Nennleistung (das Gros davon ist einfach Nacht). Solar- und auch Windenergieanlagen erzeugen nur an wenigen Stunden im Jahr auf oder in Nähe ihrer Nennleistung. Sie können also nicht über Volllaststunden charakterisiert werden – die Einspeisung ist eben volatil – aber beide Erzeugungsarten erzeugen nur selten gleichzeitig so viel Leistung, dass eine von beiden abgeriegelt werden muss. Sie können also mit einer einfachen Steuerung leicht an einen einzigen Netzverknüpfungspunkt angeschlossen werden, dieser ist dann besser ausgelastet und eine gewisse Mindestleistung ist sicherer verfügbar. Abregelverluste liegen je nach Dimensionierung unter 3%. Höchste Zeit dieses Potenzial zu nutzen.

Bringen die neuen kombinierten Ausschreibungen von Solar & Wind in Deutschland hier eine Innovationswelle?
Oder wird die Chance versäumt, das EEG endlich systemisch zu denken? Dies kann leicht passieren, wenn es in den Ausschreibungen wieder heißt „niedrigster Preis“ und „dies oder das“? anstelle von „nur zusammen entsteht ein System“.
Kommt die neue Art zu denken schnell in die Prozesse der Netzplanung oder werden auch weiterhin nur separate Anschlüsse berechnet und verteilt? Und sogar Anfragen auf die Miteinbindung von Wind- an Solaranlagen oder umgekehrt von Netzbetreibern abgelehnt werden?

Kein Wunder eigentlich – denn systemische Denke muss offenbar noch gelernt werden in der Neuen Energiewelt.

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