Wo bleibt der Solarboom in Deutschland?

Meine Hoffnungen für ein sehr starkes Wachstum des Marktes in Deutschland auf 2,5 GWp plus X scheinen nicht aufzugehen. Monat für Monat liegen die Zahlen zwar höher als 2016, aber der richtige Schub kommt nicht.

So, wie es momentan aussieht, wird er wohl weiter ausbleiben. Denn derzeit ist das Motto im Markt: Nix machen, was man nicht machen muss. Wer also keinen Zuschlag umsetzen muss, baut nicht. Nur auf Dächern oder baulichen Anlagen, die alle 12 Monate mit einer Solaranlage bis 750kWp bebaut werden können, passiert etwas. Allerdings werden auch da Vorhaben immer weiter nach hinten geschoben. Für kleinere Anlagen gibt es überhaupt keinen Handlungsdruck, denn die Vergütung sinkt nicht.

Die ab 2011/12 von Solarworld global entfachten Handelsbarrieren werfen erneut ihren Schatten über die Branche. Obwohl die Insolvenz von Solarworld ja allen gezeigt haben dürfte, dass Zölle nicht-wettbewerbsfähige Firmen auch nicht retten kann, geht das Spiel global munter weiter. Und steht der US- Markt am Rande des Zusammenbruchs, sollte, wie erwartet wird, eine weitere Zollrunde ab Jahreswechsel kommen. Diese wurde durch die Firmen Suniva und dann auch Solarworld USA angezettelt und würde die Preise für Solarzellen und Module bizarr verteuern. Daher kaufen US- Solarfirmen seit Beginn des Verfahrens Solarmodule aus Ländern außerhalb Taiwans und Chinas zu nahezu jedem noch machbaren Preis. Und damit kaufen sie den Markt für Module und Zellen für Europa quasi leer, was bekanntermaßen mit deutlich höheren Modulpreisen als erwartet einhergeht. Und das, obwohl der Euro deutlich besser steht als zu Beginn des Jahres.

Auch ist der Heimatmarkt in China bärenstark – es werden für 2017 zwischen 40-45 GWp neu installierter PV Anlagen erwartet. Auch in Indien gibt es (mal wieder) Zollüberlegungen und so wird der globale Markt weiterhin von Protektionismus hin- und hergeworfen. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preise aber auch auf die Qualität der Produkte. Denn immer wieder neue Länder nutzen zu müssen, um Waren in andere liefern zu können, das zerbricht ständig die Wertschöpfungsketten und damit auch die Qualitätsbemühungen.

Module sind zwar noch verfügbar, bei großen Anbietern meist oft erst im Dezember 2017, falls man heute bestellt, aber zu hohen Preisen. Oder von Herstellern bei denen man besser nicht einkauft, weil Qualität und/oder Gesetzestreue in Hinblick auf die Zollregeln nicht stimmen.

Und weil der Solarboom in Deutschland nur durch niedrige Modulpreise angeschoben wird, bleibt er weiterhin aus.

Wie geht es weiter?

Derzeit wird erwartet, dass bis November 2017 in den USA einigermaßen klar ist, wann die Zölle kommen. Dann ist auch der Tag klar, an dem dort die Nachfrage über Nacht auf Null fallen wird. Das könnte sich auch noch etwas verzögern.

Auch kann erwartet werden , dass sich in den kommenden Wochen die Marktlage in China und die damit verbundenen Preise für Silizium etc. klären. Hier steht auch die Erwartung einer Abschwächung des Marktes im Raum. Damit würden die international auch außerhalb Chinas weiter gewachsenen Zell- und Modulkapazitäten über ein breiteres Silizium- und Waferangebot zu besseren Preisen verfügen können. Dann würden die Preise für Module je nach Nachfragestau aus der EU schnell fallen. Ist der Nachfragestau hoch, etwas sanfter, sonst sicher abrupt.

Dann kann der Solarboom mit Verzögerung beginnen – wenn nicht wieder eine Handelsbarriere oder die anderen bekannten unerwarteten Dinge im globalen PV Markt einen Riegel davorschieben.

Für mehr aktuelle Infos und Meinungen: abonnieren Sie meinen Newsletter!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert